ERDING / 23./24.06.2018 - Völlig erschöpft liegt Luk Jäger auf der blauen Tartanbahn im Sepp Brenninger Stadion in Erding. Der 15-jährige Penzberger hatte gerade über die 3.000 Meter der Altersklasse U18 bei den Süddeutschen Meisterschaften alles gegeben. Vom Start weg hatte sich der Realschüler an die Spitze des Feldes gesetzt und hatte dort für ein gleichmäßiges Tempo gesorgt. Sein Ziel vor dem Rennen war klar: die Qualifikationsnorm für die deutsche Jugendmeisterschaft von 9:10,20 Minuten. „Ich wusste, dass ich 73er-Sekunden laufen musste, um die Norm zu schaffen“, so Jäger. Und da kein anderer sich bereit zeigte, Jäger bei seinem Unterfangen zu helfen, musste er alleine für das Tempo sorgen. So kam es, dass er bis zur letzten Runde vorneweg lief, in seinem Windschatten dabei immer Jona Bodirsky (TSV 05 Rot). Dort konnte sich der 17-jährige Läufer aus dem baden-württembergischen St. Leon-Rot ausruhen und auf der letzten Runde an Jäger vorbeiziehen und sich mit 9:08,47 Minuten den Titel des süddeutschen Meisters sichern. Für Luk Jäger blieb die Uhr nach 9:10,04 Minuten stehen, weshalb er nur kurz der verpassten Goldmedaille hinterhertrauerte, sein Fazit: „Die Norm war für mich heute wichtiger als der Titel.“

Andi verpasst Norm um 0,07 Sekunden

Genau in dasselbe Horn stieß Andreas Kölbl, der seine Bronzemedaille über die 400m Hürden der Männer zu gerne gegen die DM-Norm eingetauscht hätte. Obwohl er mit 53,87 Sekunden überraschend Dritter geworden war, war er für die ersten Minuten nach seinem vermeintlichen Erfolg stocksauer auf seine Leistung. Trotz des drittschnellsten Rennens seiner Karriere war er alles andere als zufrieden. Schließlich fehlten ihm nur 0,07 Sekunden zur Norm für die deutsche Meisterschaft in Nürnberg, an der er in dieser Saison bereits mehrere Male knapp gescheitert war. Doch spätestens, als er bei der Siegerehrung die Bronzemedaille umgehängt bekam, machte sich ein Lächeln auf seinem Gesicht breit. Am zweiten Tag der Meisterschaft zog er sogar ein positives Resümee: „Platz drei, vier und fünf bei den süddeutschen Meisterschaften. Das ist doch gar nicht schlecht.“ Die Plätze vier und fünf hatte er am Sonntag mit seinen Staffelkollegen belegt.

Staffeln werden Vierter und Fünfter

So wurde er gemeinsam mit Lucas Herbeck und Tom Jäger Vierter bei den Männern über 3 x 1.000m. Mit 7:44,60 Minuten fehlten den drei Penzbergern vier Sekunden auf den TSV Schott Mainz und zur Bronzemedaille. Gold ging in einem spannenden Fotofinish mit 7:36,77 Minuten an die LG farbtex Nordschwarzwald, die exakt 0,003 (drei tausendstel Sekunden) Vorsprung auf den SSV Ulm 1846 hatten. Mit 2:31 Minuten war Kölbl schnellster Penzberger Läufer und konnte so in der Schlussrunde den Angriff des 1.FC Passau abwehren. Auch über 4 x 400m war er der Schnellste seines Teams und legte so den Grundstein zur schnellsten Staffelzeit der Penzberger seit vier Jahren. Mit 3:26,65 Minuten fehlte dem Quartett um Julian Meyer, Matthias Bauer, Tom Jäger und eben Kölbl wieder vier Sekunden, dieses Mal auf den USC Mainz.

Nick fehlen 0,03 Sekunden zu Bronze

Wesentlich geringer war der Abstand zur Bronzemedaille für Nick Jäger. Gerade einmal 0,03 Sekunden fehlten dem 18-jährigen Penzberger über 1.500m der Männer. In einem spannenden Schlussspurt lag er noch 10 Meter vor dem Ziel auf Rang drei. „Ich habe Hiob nicht kommen sehen. Und ehrlich gesagt, konnte ich auch nicht mehr schneller“, so Jäger zur rennentscheidenden Situation. So kam es, dass Hiob Gebisso (TG Viktoria Augsburg) mit 3:58,74 Minuten knapp vor dem Penzberger das Ziel erreichte. In einem taktischen Rennen hatte sich Jäger meist im Feld versteckt. Als dann der spätere Sieger Lukas Abele (SSC Hanau-Rodenbach) 600 Meter vor dem Ziel das Tempo erhöhte, reagierte der Penzberger und setzte sich auf Rang drei. „Die letzte Runde war mit 60 Sekunden richtig schnell. Deshalb bin ich mit meiner Zeit, obwohl ich knapp langsamer als meine Bestzeit war, sehr zufrieden“, so das Fazit des Kaderläufers.

Bestzeiten für Michaela und Marvin

Zum 6.Platz reichte es in Erding für Sharon Müller. Die 26-jährige Lenggrieserin kam über 400m Hürden nicht richtig in Schwung und musste sich mit 63,50 Sekunden begnügen. Ebenfalls deutlich über seiner Bestleistung blieb in Erding Raffieu Deen Johnson, der sich über 100m und 200m der Männerkonkurrenz stellte. Der 18-jährige Penzberger schied dabei sowohl über 100m (11,03 Sekunden) als auch über 200m (22,66 Sekunden) bereits im Vorlauf aus. „Damit hatten wir aber bereits im Vorfeld gerechnet, schließlich war er der jüngste Teilnehmer im Feld der Männer“, so Trainerin Conny Lechner-Brennauer. Zwei Bestleistungen in Erding gelangen Michaela Kölbl und Marvin Bertram. Die 16-jährige Sindelsdorferin steigerte sich über 400m Hürden auf 65,98 Sekunden und wurde Zehnte in der Altersklasse U18. „Ich war extrem nervös vor dem Rennen, deshalb war ich sehr erstaunt darüber, dass ich trotzdem Bestzeit laufen konnte“, wunderte sich Kölbl nach dem Rennen. Trotz Bestzeit nicht ganz zufrieden war hingegen Marvin Bertram, der über 1.500m mit 4:17,58 Minuten Sechster in der Altersklasse U18 wurde. „Eigentlich wollte ich ja unter 4:10 Minuten laufen“, so der 16-jährige Penzberger zu seinem Ziel vor dem Rennen. Daraus wurde allerdings nichts, da bereits kurz nach dem Start klar war, dass dieses Rennen ein taktischer Wettkampf werden würde, in dem sich keiner für das Tempo verantwortlich zeigen wollte. So lief Bertram in dem zehnköpfigen Feld mit, wobei sich am Ende Paul Specht (Vfl Sindelfingen) mit 4:10,81 Minuten durchsetzen konnte.